2. Was sind Kunstmedaillen?

2. Was sind Kunstmedaillen?

Was verstehe ich unter Kunstmedaillen oder Medaillenkunst?

„Die Wesensbestimmung der Medaille ist es, als ein intimes Denkmal im handlichen Format die Erinnerung wach zu halten, die Sinne anzuregen, zugleich zu belehren und nicht zuletzt Freude und Zuversicht zu wecken.“

(Zitat aus „Europäische Medaillenkunst von der Renaissance bis zur Gegenwart“, herausgegeben von Wolfgang Steguweit,  Münzkabinett, Staatliche Museen zu Berlin).

Dieses Zitat stellt eine gelungene mögliche Definition des Wesens der Medaille dar. Das große Münzlexikon von Reppa enthält ebenfalls eine detaillierte Definition der Medaille. Diese Definition enthält auch eine Beschreibung des historischen Werdegangs der Medaille.

Welche Medaille der Sammler als besonders gut gestaltet und damit als Kunstmedaille definiert, sollte jeder Sammler selbst beurteilen. Natürlich ist der Begriff Kunstmedaille kein feststehender Begriff, wie überhaupt die Definition der Kunst ein weites Feld ist.  Die Kunstwissenschaftler vertreten dabei selbst recht unterschiedliche Ansichten. Wichtig für den Sammler ist die Freude beim Betrachten des kleinen Kunstwerkes. Der geneigte Sammler wird sehr schnell merken, welche Medaillen einen künstlerischen Ausdruck vermitteln und ihm Freude schenken.

Die von mir ausgewählten Beispiele von Medaillen bekannter und weniger bekannter Künstler (2. und 3. Menüpunkt von rechts) sind selbstverständlich eine sehr persönliche und daher subjektive Auswahl, aber vielleicht kann diese Auswahl den einen oder anderen Münzsammler bewegen, sich etwas mehr mit diesem Gebiet der Numismatik zu beschäftigen.

Leider genügen manche Massenprägungen heutiger Medaillen – ebenso wie viele moderne Gedenkmünzen – nicht dem Anspruch einer künstlerischen Gestaltung. Derartige Prägungen kann man jedoch als Ausdruck des Geistes unserer Zeit ansehen, und gerade aus diesem Grund können sie eine ganz interessante Ergänzung einer Sammlung sein. Entscheiden sollte dies jeder Sammler selbst.

Toleranz sollte ein grundlegender Wesenszug eines Sammlers sein. Jeder sollte das sammeln, was ihm Freude macht.

Beim Studium älterer Jahrgänge (1930-1933) der Münzzeitschrift „Blätter für Münzenfreunde“ fand ich einen sehr interessanten Artikel von Hans Gebhart. Im Rahmen seines Aufsatzes „Skizzen zur Medaillenkunst um die Wende des 19. zum 20. Jahrhundert“ beklagt Gebhart, dass mit der Blüte der klassizistischen Medaille im 19. Jahrhundert „die Medaille den letzten Rest von künstlerischer Patina“ verloren hat. „Das Metall der Ausstellungsprämie, Gold, Silber oder Bronze, war wichtiger als ihre Gestaltung“. Das erinnert den Sammler doch stark an die häufig geübte Kritik an modernen Massenprägungen. Der heutige Wert mancher klassizistischen Medaille liegt jedoch beim Vielfachen seines Ausgabepreises und der künstlerische Gehalt wird heute wohl auch etwas positiver bewertet werden. Die bisher teuerste deutsche Medaille wurde auf der 186. Auktion Hirsch in München im Mai 1995 zugeschlagen. Die goldene „Generalsmedaille“ auf den Sieg 1870/71 wurde in nur 25 Exemplaren geprägt, als Medailleure waren Weigand, Grosse und Kullrich tätig. Diese Medaille besitzt die typische klassizistische Gestaltung jener Zeit. Der Schätzwert dieser Medaille betrug 30.000 DM, der Zuschlag erfolgte erst bei 130.000 DM, dies entspricht einem Endpreis von rund 160.000 DM.

Generalsmedaille

Das Stück der Auktion 186. Hirsch wurde auf der 120. Auktion Künker am 01. Februar 2007 erneut angeboten. Schätzpreis 25.000 EURO, Zuschlag 60.000 EURO.

Ob moderne Medaillenprägungen auch nur annähernd einen solchen Wertzuwachs erreichen werden, wird im Wesentlichen durch deren künstlerische Gestaltung, den Ausgabeanlass, die Prägezahl, das Material und den Erhaltungsgrad bestimmt werden. Weiterhin sind seit der Ausgabe von klassizistischen Medaillen 100 – 200 Jahre vergangen und der wesentliche Wertzuwachs erfolgte in den letzten 20 – 30 Jahren, als der historische und künstlerische Wert der Medaille allgemein wiederentdeckt wurde. Wer will schon so lange warten? Bestimmt nur der engagierte Sammler, doch er selbst wird es wohl kaum schaffen, ein derartiges Alter zu erreichen, so dass sich nur seine Erben des Wertzuwachs erfreuen können. Der Spekulant wird über derartig magere jährliche Wertzuwächse nur lächeln und Aktien kaufen (derzeit wahrscheinlich nicht). Die Auktionsergebnisse seit der Finanzkrise sind ein gutes Zeugnis für die Wertbeständigkeit von Münzen und Medaillen. Hier kaufen nicht nur Sammler, sondern Fondmanager sichern mit dem Kauf wertbeständiger Münzen und Medaillen das Vermögen der Anleger. Die Preisentwicklung ist dafür ein anschauliches Zeugnis.

Sollte ein Großteil heutiger Massenprägungen jedoch in den Schmelztiegel wandern, könnte manche Medaille in der dann verfügbaren Restauflage einen Wertzuwachs erringen. Auf derartige Spekulationen wird sich der Sammler jedoch nicht einlassen, sondern er wird mit Preisbewusstsein sammeln, was ihm gefällt.

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